Pandion Verlag im Juni 2024
ISBN 978-3-86911-114-8
Klaus Schneider verbindet die Geschichte seiner Kindheit und Jugend, die vom frühen Tod des Bruders und des Vaters überschattet wird, mit einem reflektierten Blick auf die sechziger und siebziger Jahre. Eine Zeit, die für ihn durch schmerzliche Verluste, Gefühlskälte, Tristesse, Gewalt, Missbrauch sowie durch verlogene Moral und bürgerliche Enge geprägt war. Dabei spart er jedoch die humorvollen Episoden und die Freiheiten eines Heranwachsenden im auslaufenden analogen Zeitalter nicht aus. Der Autor richtet seinen Blick immer wieder auf sein späteres Leben mit seiner eigenen Familie, zeigt Parallelen und Unterschiede auf. Abschließend reflektiert er seine Kindheitserfahrungen und resümiert aufgrund seiner eigenen Geschichte, dass man selbst über sein Schicksal entscheidet.
Text: Pandion Verlag
Heike Hoffmann schrieb am 08.10.2024:
Der Autor, Klaus Scheider, beschreibt biografisch seine Kindheit und Jugend in den 60ziger und 70ziger Jahren in einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz. Beim Lesen weckte es viele Erinnerungen aus meiner Kinder- und Jugendzeit, sowohl traurige als auch sehr lustige. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und vermute die Geschichte wird nicht nur meine Sondern auch die der nachfolgenden Generationen zum Nachdenken anregen und vielleicht sogar die ein- oder andere Frage klären. Der Autor beweist, dass nicht nur die Biografien bekannter Persönlichkeiten sowohl unterhaltsam als auch bereichernd sein können mit dem Resümee, dass jeder einzelne von uns jeden Tag aufs Neue die Wahl hat sich zu entscheiden.
Hansjörg Rehbein schrieb am 30.09.2024
Gute Bücher schmecken und riechen nach Leben. Ich sah mich beim Lesen als Kind neben dem Autor stehen, der im Dorfladen für die Mutter einkaufte und spürte den süßlich-klebrigen Geschmack auf der Zunge, beim Gedanken an das große Glas mit den Himbeerbonbons, das auf dem Tresen lockte. Klaus Schneider nimmt uns, aus der Baby-Boomer-Generation, in die 60er- und 70er-Jahre mit und erzählt sehr anschaulich die Spießigkeit der Alten, traumatisierte Opfer des Nationalsozialismus, die Doppelmoral und dagegen das Aufbegehren der Jugend, auch auf dem Lande.
Man freut sich mit Klaus Schneider, dass er nach einer schweren Kindheit und Jugend der Papa sein durfte, den er sich wünschte und gönnt es ihm von ganzen Herzen. Ein Buch voller Gefühle und mit viel Humor geschrieben, eine Lektüre für die ganze Familie.
Hansjörg Rehbein
Sascha Barth schrieb am 19.09.2024:
Eine Reise in eine (für mich) ferne Vergangenheit
Ich bin Jahrgang 1985 und kenne viele Anekdoten aus der Zeit vor meinem Daseins von meinen Vater. Ebenfalls Boomer.
Dieses Buch lässt mich die aufregenden Zeiten der 60er, 70er und 80er Jahre erleben, die ich selbst nicht durchleben konnte.
In toller und unterhaltsamer Art und Weise erzählt Klaus seine Erlebnisse aus seiner Kindheit, Jugendleben und Erwachsenwerdens. Hierbei lässt er erstaunlich viele Detailkenntnisse aus seiner Erinnerung einfließen. Leser dieses Buches, insbesondere des Boomer-Jahrgangs, werden sicherlich selbst Erinnerungen aus diesen Zeiten wieder abrufen können und sich über das schöne analoge Zeitalter erfreuen.
Ich kann dieses tolle Buch nur sehr empfehlen und das obwohl ich selbst absolut keine Leseratte bin.
Elisabeth Ender schrieb am 01.09.2024:
Ich war sehr fasziniert von dem Buch, weil ich beim Lesen wie ein Deja-vue erleben konnte. Viele eigens erlebte Erfahrungen brachten mich aus heutiger Sicht zum Lachen und auch zum Nachdenken. So schlecht war es doch früher gar nicht 😂. Mir hat es gefallen, dass der Autor so mutig war und auch über intime Erlebnisse offen geschrieben hat. Schön, dass er einen guten Humor hat und seine Familie sich gegenseitig stärkt. Ein fester Anker „Familie“ lässt einen über sich selbst wachsen und Ziele erreichen, die niemand erwartet hat.
Pit Staiger-Sälzer schrieb am 18.12.2024:
Klaus taucht tief in seine Lebenserinnerungen ein und erzählt eindrucksvoll und bewegend seine unterschiedlichen Erfahrungen, vor allem die Ereignisse aus seiner Kindheit und Jugendzeit haben bei mir starke Emotionen ausgelöst.
Wichtig für mich war aber auch, dass er mich bei der Suche nach den Erklärungen für all seine Erlebnisse auch meine eigenen Erinnerungen beflügelt hat. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Durch die Aufarbeitung seiner Lebensgeschichte konnte ich Teile seiner Persönlichkeitsentwicklung erfahren. Das hat mich sehr inspiriert, ebenfalls weiter zu gehen auf der Suche nach meiner eigenen "Menschwerdung".
Aus Kapitel 2: Kommune 56
Die "Wilde Ehe" - als Lebensgemeinschaft ohne Trauschein und ohne den Segen der Kirche- ist durchaus keine Erfindung der sogenannten "68er". Bereits im Jahr 1956 begab es sich in Roxheim, einem kleinen Dorf in der tiefen Provinz des jungen Bundeslandes Rheinland-Pfalz, dass mein künftiger Vater und meine künftige Mutter sich einfach so in einer Wohngemeinschaft zusammentaten, ohne sich ihr gemütliches Beisammensein durch eine staatliche oder geistliche Instanz legalisieren zu lassen. Durch diese gewagte, nach damaligen Wertmaßstäben höchst fragwürdige Aktion, waren sie elf Jahre nach Kriegsende ein echt hippes Paar. Von "langhaarigen Gammlern", wie meine Mutter die Anhänger der Flowerpower-Kultur titulierte und ihren wilden Kommunen noch keine Spur.
Meine Eltern waren echt krass. Vierundzwanzig zarte Jahre Altersunterschied, er geschieden und mehrfacher Vater, und sie noch nicht einmal eine von hier, sondern so eine dahergelaufene Kriegerwitwe aus dem Osten mit ihren beiden Bälgern! Bevor mein Bruder Hans-Friedrich, genannt Hans-Friedel, das Licht der Welt erblickte, hatten meine Eltern mit Sicherheit auch kein ontologisches Seminar für die bewusstseinserweiternde Wirkung einer Patchwork-Familie besucht.
Heute regt sich kein Schwein mehr darüber auf, wenn der neue Papa bereits ein gestandener Silver Ager ist. Es gilt selbst dann nicht mehr als moralisch verwerflich, wenn der Semi-Senior seine Verjüngungswundertüte beim Abi-Ball seines Ältesten angebaggert hat. Wer konnte in meiner Generation schon sagen, dass er mit seiner Stiefmutter den selben Bio-Leistungskurs besucht hat? Mittlerweile läuft die moderne Flickwerk-Sippe, zumindest in den urbanen Zentren mit ihrer offenen multikulturellen Gesellschaft, der traditionellen "Mama-Papa-1,3- Kinder-Durchschnittsfamilie" den Rang ab.
Doch das wilde Treiben war mit dem Eescheinen meines Bruders noch nicht zu Ende. Die beiden Turteltauben setzten noch einen drauf. Im September 1958 erklang in unserer heimeligen Wohnküche mein erster Schrei im Schein einer 25-Watt-Funzel.
Aus Kapitel 5: Himbeerbonbons und Fleischwurst
Meine Mutter schuftete jahrelang für zwei. Sie rackerte auf Putzstellen, arbeitete später halbtags in einer Krankenhausküche, kümmerte sich um Haus und Garten und nutzte ihre verbleibende Zeit, um mit Näharbeiten noch ein paar Mark dazu zu verdienen. Auch die Untervermietung eines Zimmers spülte noch ein paar Mark in die Haushaltskasse.
Trotz ihres äußerst sparsamen Haushaltskurses blieb wenig Spielraum für Spontaneinkäufe.
Im Gemischtwarenladen der alten Frau Putenhauser bezahlte ich die Einkäufe für den täglichen Bedarf in der Regel mit exakt abgezähltem Geld. Die Flucht und der Hunger in den ersten Nachkriegsjahren hatten meine Mutter geprägt. In unserem Keller lagerten die Erdäpfel in einer Kartoffelhorde und in einer sandgefüllten Kiste wurden Karotten und Rote Rüben verwahrt. Die Regale waren randvoll mit Weckgläsern voll Eingemachtem.
Ich war häufig nicht gerade begeistert, wenn meine Mutter mit den gesunden Zutaten aus eigenem Anbau kochte. Rote Beete ging noch, doch bei der Graupensuppe halfen nur extra viele Spritzer Maggi-Würze, damit ich die Tischgrundregel „Nummer 1“ einhielt: „Der Teller wird leergegessen!“ Nur hin und wieder, wenn sie erst spät von der Arbeit heimkam, nicht vorgekocht hatte und nichts aufzuwärmen war, dann gab es ausnahmsweise mal leckere Ravioli mit Tomatensoße aus der Dose.
Bohnenkaffee und Schokolade waren für sie Luxusartikel. Selbst dreißig Jahre später beschenkten sich meine Mutter und ihre Bekannten der Kriegsgeneration standardmäßig mit einem Pfund Jacobs Krönung und einer „guten Tafel" Vollmilchschokolade. Meine Mutter konnte nie verstehen, dass ich ohne Not den Muckefuck häufig dem Bohnenkaffee vorzog, weil mir der Malzkaffee einfach schmeckte.
Dass wir an jedem Tag „gute Butter“ statt Margarine auf unser Brot streichen konnten und nicht hungrig zu Bett gehen mussten, war für sie ein Segen. Ihr Ausspruch: „Seine Milch hat er (der Verfasser) immer gehabt“, sorgt bei meinen Kindern noch heute für Dauerlacher. Manchmal durfte ich mir zum Abendessen eine Flasche Malzbier holen und am Samstagabend gab es sogar Brötchen mit Scheibenkäse und Kakao.
Echte Gourmetfeste waren für mich die Familienfeiern bei meiner Halbschwester. Wenn es um ihren Haushalt geht, ist die gelernte Hauswirtschafterin noch heute eine Perfektionistin. Bei ihr gab es nicht einfach nur eine kalte Platte. Die Träubchen exakt in gleicher Höhe auf den Spießen mit den Käsewürfeln arrangiert, die Salzstängel kunstvoll auf dem Teller drapiert, jedes Häppchen ein Kunstwerk. Jeder Zwiebelstachel im köstlichen Hackfleisch des Mett-Igels präzise ausgerichtet. Selbst jedes einzelne Erdbeerstückchen schien seinen festen Platz im Bowle-Bad zu haben.
Doch der Hammer waren ihre Kaffeetafeln. Sie war für mich die Großmeisterin der Kaffeezeremonie. Schon den Aufguss des Filterkaffees zelebrierte sie mit Hingabe. Wenn sie die Kanne mit dem frisch aufgebrühten Gebräu ins Wohnzimmer trug, rief sie begeistert aus: „Guckt mal, wie schön der dampft“. Der Tropfenfänger mit Schmetterling am Ausguss der Kanne sorgte dafür, dass die blütenweiße und gestärkte Tischdecke während des Mahls unbefleckt blieb.
Meine Mutter bevorzugte eher weniger cremige Backwaren. Ihr staubtrockener Streuselkuchen „Edition Panzerplatte“ war ein massiver Angriff auf den Zahnschmelz. Bei meiner Schwester hingegen bog sich der Tisch von der süßen Last aus Sahne, Buttercreme und Marzipan. Mit unendlicher Hingabe und Geduld schuf sie die leckersten Torten und Obstkuchen. Ein missgeformtes Blütenblatt der Tortendekoration war für sie eine Tragödie: „Die kann ich doch so nicht auf den Tisch stellen.“ Ben, dem Neffen meines Schwagers und mir machte es nichts aus, wenn ein optisches Detail einmal nicht ganz perfekt gelungen war. Bei jeder sich bietenden festlichen Gelegenheit lieferten wir beide uns eine regelrechte Kuchenvernichtungsschlacht. Die Halbwertszeit der Obstböden, des unvergleichlichen Frankfurter Kranzes, der Schwarzwälder Kirsch oder des Käsekuchens mit den saftigen Rosinen sank dramatisch, wenn wir uns im Zwei-Minuten-Takt Stück für Stück auf unsere Teller schaufelten. „Klaus, du willst doch nicht etwa noch ein Stück?“ Meine Schwester war immer wieder fassungslos angesichts meines schier unerschöpflichen Tortenfassungsvermögens. Mein Rekord steht noch heute ungebrochen bei acht Stück.
Aus Kapitel 15: Bad Boy Klaus
Der neu eingesetzte evangelische Pfarrer startete ein vielversprechendes Modellprojekt für eine progressive Jugendarbeit in unserem Dorf. Das evangelische Gemeindehaus sollte nicht nur für Seniorennachmittage und Frauenkreis offenstehen, dort sollte auch Raum für einen betreuten Jugendkreis geschaffen werden. Unser Standard-Meeting-Point, der örtliche Spielplatz, war bei schlechtem Wetter oder im Winter für unsere abendlichen Treffen eh recht ungemütlich. Mit der Aussicht auf einen geschützten und wetterfesten Zufluchtsort liefen wir zu Höchstleistungen auf. Wir zimmerten Sitzmöbel, Regale und eine Theke für den DJ, bemalten die Wände. Bunte Discostrahler sorgten für cooles Ambiente.
Doch es ging nicht nur um Party. Eva, unsere engagierte Jugendarbeiterin, organisierte eine Wochenendfreizeit in einem Bootshaus an der Nahe. Wir veranstalteten eine kleine Konzertreihe mit Liedermachern und schlüpften bei diversen Theateraufführungen auf der Bühne selbst in die Rollen der Akteure.
Die Songs von Werner Lämmerhirt und die sozialkritischen Stücke des „Grips Theaters“ waren den ehrbaren Vertretern des Kirchenrats letztendlich dann doch zu viel Kulturrevolution im Dorf. Bevor die „Mao-Bibel“ die Heilige Schrift verdrängte, wurde die Jugendpädagogin vorsorglich gefeuert, unser Raum wurde geschlossen. Wir verloren unser Wohnzimmer und unsere Vertrauensperson.
Als Ersatz für unseren Jugendraum stellte uns die katholische Kirchengemeinde ein baufälliges Haus zur Verfügung, immerhin. Doch kaum hatten wir uns in der Bruchbude mit einfachsten Mitteln einigermaßen wohnlich eingerichtet, rollte der Abrissbagger an. Aus Sorge, wir könnten auf der Straße landen und unter die Räder kommen, empfahlen uns die christlichen und weltlichen Gemeindeoberen schließlich, uns künftig in einer der damals noch zahlreichen Dorfkneipen zu treffen. „Saufen for Future“ zwischen Flipperautomat und Solei-Glas als jugendpädagogisches Leitbild in einer modernen aufstrebenden Gemeinde?
Doch wir ließen uns nicht im Hinterzimmer einer Kneipe wegschließen. Da uns eh keiner anhörte und sich für uns interessierte, nahmen wir das Image der Spinner und Krawallmacher an, lungerten in den Abendstunden und am Wochenende, zum Ärger der Anwohner, wieder auf dem Spielplatz rum und hinterließen reichlich Leergut und Kippen.
Den Befürchtungen der Dorf- und Kirchenältesten zum Trotz sind aus uns weder Junkies, Drogendealer oder RAF-Aktivisten geworden, sondern brave Familienväter und Eigenheimbesitzer.
29.01. 19 Uhr: Stadtbibliothek Bad Kreuznach
Kreuzstraße 69
55543 Bad Kreuznach
31.01. 19 Uhr: Öffentliche- und Schulbücherei Kastellaun
Albert-Schweizer-Straße IGS
56288 Kastellaun
03.02. 19 Uhr: Bücherei St. Laurentius Wallhausen
Kirchgasse 14
55595 Wallhausen
18.02. 19 Uhr: Stadtbücherei Kirn
Wilhelm-Dröscher-Platz 1
55606 Kirn
14.03. 19 Uhr: Katholische Öffentliche Bücherei Weiler
Stromberger Straße 43
55413 Weiler bei Bingen
19.03. 15 Uhr: Gemeindebücherei Rüdesheim
Roxheimer Straße 2 (Alte Schule)
55593 Rüdesheim/Nahe
21.03. 19 Uhr: Öffentliche evangelische Bücherei Waldböckelheim
Heinrich-Hahn-Haus (evangelisches Gemeindehaus)
Kirchberg 1
55596 Waldböckelheim
04.04. 15 Uhr: Haus der SeniorInnen Bad Kreuznach
Mühlenstraße 25
55543 Bad Kreuznach
22.06. 15 Uhr: Weinpicknick mit Lesung im Weingut Weyl
Saarbrücker Straße 30
55595 Weinsheim
06.07. 17 Uhr: Heimatmuseum Ockenheim
Mainzer Straße 67
55437 Ockenheim
29.09. 19 Uhr: Bücherei im Neuen Schloss
Schloßplatz 4
55469 Simmern
29.10. 15.30 Uhr: Seniorenresidenz Felkebad in Zusammenarbeit mit
der Öffentlichen Bücherei Bad Sobernheim
Malteserstraße 16
55566 Bad Sobernheim
Oeffentlicher Anzeiger, 16.07.2024
Antenne Bad Kreuznach, "Nahe Dran", 18.07.2024
Oeffentlicher Anzeiger, 17.10.2024
Lesung Frankfurter Buchmesse, 19.10.2025, Klaus Schneider mit seinem Interviewpartner Hansjörg Rehbein
Oeffentlicher Anzeiger, 26.10.2024
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